
Als Kardiologin bin ich immer wieder fasziniert davon, wie wegweisende Studien aus der Vergangenheit auch heute noch relevant sind und unser Verständnis von Herz-Kreislauf-Erkrankungen prägen. Eine solche Studie ist die London Transport Workers Studie aus den Jahren 1949-1952[1].
Die bahnbrechende Erkenntnis
Die Forscher um Jeremy Morris verglichen damals die Häufigkeit von koronarer Herzkrankheit (KHK) zwischen Busfahrern (drivers) und Busschaffnern (conductors) in London. Das Ergebnis war bemerkenswert: Schaffner, die einen körperlich aktiveren Beruf ausübten, da sie die Tickets im Bus verkauften, hatten eine deutlich niedrigere KHK-Rate als die überwiegend sitzenden Busfahrer[1].
- KHK-Rate bei Fahrern: 2,7 pro 1.000 Personen-Jahre
- KHK-Rate bei Schaffnern: 1,9 pro 1.000 Personen-Jahre
Diese Studie war eine der ersten, die einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Herzgesundheit aufzeigte.
Moderne Bestätigung
Aktuelle Forschungen bestätigen und erweitern diese frühen Erkenntnisse:
- Eine Studie von 2023 zeigt, dass regelmäßige körperliche Aktivität nicht nur in der Primärprävention, sondern auch in der Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt[2].
- Eine groß angelegte Untersuchung aus dem Jahr 2024 ergab, dass Menschen, die die empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität erfüllen, ein um 45% geringeres Risiko für Gesamtmortalität und ein um 46% geringeres Risiko für kardiovaskuläre Mortalität haben im Vergleich zu inaktiven Personen[3].
- Interessanterweise zeigt eine aktuelle Studie, dass selbst kurze Phasen moderater bis intensiver körperlicher Aktivität im Alltag (weniger als 10 Minuten) mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse verbunden sind[5].
Handlungsempfehlungen
Basierend auf diesen Erkenntnissen möchte ich folgende Empfehlungen geben:
1. Bewegung in den Alltag integrieren:
Jede Form von Aktivität zählt. Nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs, gehen Sie kurze Strecken zu Fuß statt mit dem Auto zu fahren.
2. Regelmäßige moderate Aktivität:
Streben Sie mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche an. Das kann z.B. zügiges Gehen sein.
3. Intensität steigern:
Wenn möglich, bauen Sie auch intensivere Aktivitäten ein. Studien zeigen, dass höhere Intensitäten zusätzliche Vorteile bringen können[7].
4. Vielfalt in der Bewegung:
Verschiedene Aktivitäten wie Gehen, Laufen oder Krafttraining haben alle positive Effekte auf die Herzgesundheit[8].
5. Schrittweise Steigerung:
Beginnen Sie langsam und steigern Sie Ihre Aktivität allmählich. Schon 6.500 Schritte pro Tag können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken[8].
6.Regelmäßigkeit ist der Schlüssel:
Konsistente, regelmäßige Aktivität ist wichtiger als gelegentliche intensive Trainingseinheiten.
Denken Sie daran: Es ist nie zu spät, aktiver zu werden. Jeder Schritt zählt für Ihre Herzgesundheit!
Ihre Wiltrud Buchhäusl
Citations:
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